Die Verwandlung

 

2018 Landestheater Schwaben Autor Franz Kafka Regie Pia Richter Bühne & Kostüme Julia Nussbaumer Dramaturgie Anne Verena Freybott Mit Jan Arne Loos / Tobias Loth / Sandro Šutalo

 

Kafka hat eine bestechend einfache Geschichte erfunden, die in trockenem Ton ein höchst bizarres Geschehen erzählt und die Angst vor dem Fremden und das existentielle Gefühl der Ausgrenzung thematisiert. Das Landestheater Schwaben bringt dieses literarische Ereignis in eigener Fassung mit kleinem Ensemble auf die Bühne. Nach einer durchträumten, unruhigen Nacht findet sich der Handlungsreisende Gregor Samsa in seinem Bett in ein Ungeziefer verwandelt wieder. Er versteht die Welt nicht mehr und die Welt versteht ihn nicht mehr. Die spontane Metamorphose Gregors sorgt im kleinbürgerlichen Familienkosmos für Angst und Schrecken: Alle Eigenschaften die ihn bisher auszeichneten, wie Anpassung und Arbeitseifer, sind mit einem Mal verschwunden. Er selbst könnte damit leben und findet am nutzlosen Müßiggang sogar Gefallen, doch seine Familie empfindet Abscheu und Ekel. In ihrer Mitte weilt statt Sohn und Bruder ein schmarotzendes Ungeziefer. Immer mehr wenden sie sich von ihm ab. So fristet Gregor als nutzloses Insekt die Tage allein in seinem Zimmer, isoliert von der Welt. Doch für die Familie steht längst fest: Gregor muss weg!

Die Verwandlung ist eine der berühmtesten Geschichten über einen Aussteiger, der einfach nicht mehr mitmacht und damit seine Umwelt in Unsicherheit und flirrende Unruhe stürzt. Es folgen Entfremdung und letztlich der Verstoß. Einzigartig dabei ist die von Kafka geschaffene Atmosphäre des Unheimlichen und Unfassbaren, des berühmt gewordenen „Kafkaesken“.

 

 Pressestimmen

„Regisseurin Pia Richter legt ein dichtes Netz an Deutungsfährten aus – sie führen zu Schlachtfeldern der menschlichen Psyche, zu einem klaffenden Schlund namens moderne Finanzökonomie und mitten in den Albtraum eines Menschen, der zwischen all dem zugrunde geht.
Dabei geht es auf der Bühne mit schonungsloser und teils verstörender Körperlichkeit zur Sache: adäquates Gegengewicht zum anspruchsvollen geistigen Konzept. Alle drei Schauspieler fordern sich bis zum Äußersten, liefern eine furiose Leistung ab – und als Kombo eine kongeniale Umsetzung der Ich-Instanzen.“

 Allgäuer Rundschau, 30.01.2018

„Wie bringt man Franz Kafkas „Gregor Samsa“ in seinem ebenso neuartigen wie grotesken Aussehen auf die Bühne, ohne in einer Plattitüde zu enden? Das Gastspiel „Die Verwandlung“, mit dem das dreiköpfige Ensemble vom Memminger Landestheater Schwaben am Mittwochabend ins Theater Ravensburg angereist war, hat dieses Kunststück vollbracht. Auf unverblümte und nah am Publikum agierende Weise.“

Schwäbische Zeitung, 13.04.2018 

„Reduziert auf die Erfüllung seiner beruflichen Pflichten, ängstlich um sein Fortkommen bemüht, gepeinigt von der Angst vor geschäftlichen Fehlern, ist er die Kreatur eines rein funktionalistischen Erwerbslebens.
Einige ausgesprochene Reflexionen in der Inszenierung von Pia Richter weisen auch darauf hin: „Der Horror ist die Erkenntnis über die Grenzen unserer Macht“, „Der Lauf der Dinge wird durch das Finanzgeschehen bestimmt. Doch das erscheint nur unumstößlich…“, „Sollte es uns nicht stolz machen, uns vom Affen zum Menschen verwandelt zu haben?“
Eindeutig interpretierbar ist bei Kafka wenig oder anders herum lädt alles dazu ein – die Inszenierung am Landestheater Schwaben wird diesem Anspruch mehr als gerecht.“

 Memmingen sind wir, 30.01.2018  

„Das bizarre Geschehen um den Handlungsreisenden Gregor Samsa, der sich über Nacht in einen Käfer verwandelt, ist hinlänglich bekannt und bietet reichlich Interpretationsspielraum. Diesen nutzt Pia Richter (dem Memminger Theaterpublikum bekannt durch Ihre „schräge“ Inszenierung von „Effi Briest“) für eine weitere provozierende und auch schockierende Klassiker-Inszenierung, die vom Premierenpublikum mit großem Beifall aufgenommen wird.(…)Der begeisterte Beifall des Premierenpublikums gilt einer einfallsreichen und ungewöhnlichen schrill-schrägen, sinnlichen Inszenierung, in der das Kafkaeske zum Grotesken wird. Und drei Schauspielern, die sich durch Blut und Schlamm wühlen und aus all dem am Ende strahlend hervorgehen.“

 Die Lokale, 30.01.2018